close

In diesem Teil aus der Reihe Die lebendige Welt der Musikinstrumente möchten wir euch ein ganz besonderes “zauberhaftes” Instrument vorstellen: die Violine!  Anette, die seit ihrer Kindheit selbst Violine (Geige) spielt, beantwortet als “Expertin” viele Fragen rund um das Instrument und das Violine lernen. Sie unterstützt euch mit zahlreichen Informationen, sodass die Violine vielleicht auch in eurer Familie schon bald mit “Zauber-Tönen” zu hören sein kann…

Die Violine ein “zauberhaftes” Instrument

Ein kleines Mädchen, 8 Jahre alt, kommt aus einem Konzert nach Hause und ist verliebt: in das Instrument Violine… So war es bei mir vor fast 30 Jahren, als ich das Instrument im Orchester sah und hörte…Mich faszinierte damals vor allem die “edle” Haltung der Spieler, und zugegeben: auch ein bisschen, dass sie im Orchester so weit vorne sitzen durften. Außerdem fand ich den Ton wunderschön: fast wie Gesang! Da ich damals im Kinderchor und zuhause viel sang, fühlte ich mich mit der Violine verbunden und fand: dieses Instrument passt zu mir! Auch Emma-Anais hat sich in die Violine verliebt: im Teil 2 zum Thema Violine könnt ihr sogar einmal in ihren Unterricht “hineinschnuppern”! Dass meine Eltern meinem Wunsch damals nachkamen und mir den Unterricht ermöglichten, so manche Übestunde zuhause aushielten und mein Opa mich oft zum Unterricht brachte und mir später dann sogar eine eigene Violine schenkte: dafür bin ich heute unendlich dankbar!

Violine lernen

Warum hat die Violine – auch unter dem Namen “Geige” geläufig – etwas “Zauberhaftes” , ja fast Magisches an sich? Das hat vielleicht ein bisschen mit den alten, zauberhaften Geschichten zu tun, die sich zum Teil auch um den Bau der Violinen ranken. Der berühmte Geigenbauer Antonio Stradivari baute beispielsweise seine Violinen so besonders, dass es bis jetzt niemand schaffte eine Violine genau so nachzubauen. Und da diese Violinen so wundervoll klingen und gebaut sind, kosten sie auch um eine Million Euro oder mehr… Aber keine Angst: für den Anfang reicht eine “Anfänger-Geige” völlig aus – und diese kann man sogar leihen! Auch für Fortgeschrittene gibt es Instrumente, die bezahlbar sind und auch bezaubern. Mit dem Spiel auf der Violine kann man die Zuhörer und auch sein eigenes Inneres sehr berühren und “bezaubern”. Der Klang der Violine ist gesanglich, anmutig und – ja nach Spielart – können ganz verschiedene Stimmungen ausgedrückt werden.

Violine lernen - la-luna-Familienmusik
Wissenswertes über die Violine

Als Streichinstrument gehört die Violine zur Familie der Streichinstrumente – zusammen mit der Viola (Bratsche), dem Violoncello (Cello) und dem Kontrabass. Die Violine ist ein Instrument mit zwei Teilen: zum einen mit einem “Corpus” also dem Körper aus Holz mit einer speziellen Lackierung, die auch wesentlich für den Klang des Instruments ist. Auf ihm sind vier Saiten aus Stahl (in der Barockzeit aus Darm) oder Silber gespannt: die Saiten G, D, A, und E. Die Saiten werden von den Wirbeln, die im Wirbelkasten in der Schnecke sitzen, auf der einen Seite und vom sogenannten Saitenhalter, an dem auch die Kinnstütze ist, auf der anderen Seite gehalten. Die Saiten der Violine führen über den “Steg”, unterhalb des Griffbretts. Im Corpus auf der Decke befinden sich die Schalllöcher (oder f-Löcher, da sie wie ein “f” aussehen), der Corpus ist der Resonanzkörper und somit hohl: wird an den Saiten z.B. gezupft oder gestrichen, dann erklingt ein Ton. Entweder dann die “leeren Saiten” also die Töne g, d, a oder e oder man setzt Finger auf das Griffbrett, die die Saite somit verkürzen: dann werden andere Töne erzeugt. Zum Streichen der Saiten verwendet man den Violin-Bogen. Er ist aus Holz und aus Pferdehaaren gearbeitet. Wichtig – solltet ihr ein Instrument kaufen oder leihen – ist auch die Pflege bzw. der gute Umgang mit dem Instrument. Beispielsweise sollten auf die Haare keine fettigen Finger kommen, da sonst das Spiel beeinträchtigt wird. Auch der Lack und der gesamte Corpus freut sich, wenn man ihn gut behandelt. Tipps dazu bekommt ihr ganz sicher vom Geigenbauer bzw. vom Instrumentallehrer, sicherlich helfen euch auch gerne die Pädagogen und Spezialisten, die in unserer Facebook-Gruppe Familie & Musik sind. Werdet Mitglied und stellt der Community eure Fragen! 

Hier wird die Geige im Video vorgestellt:

Für wen ist das Instrument Violine geeignet? Und ab welchem Alter kann man das Violine lernen beginnen?

Wie bei vielen anderen Instrumenten auch, benötigt man für das Erlernen der Violine ein paar Grundvoraussetzungen. Die Wichtigsten sind

Freude und Motivation: das Kind bzw. der Lernende sollte das Instrument wirklich spielen wollen, “verliebt” zu sein in das Instrument, das wäre die beste Voraussetzung für den Erfolg

Geduld und Ausdauer: bis man auf der Violine einen richtig schönen Ton spielen kann, dauert es schon eine Weile und auch sonst gibt es manchmal “Durststrecken” – aber die zahlen sich aus. Auch das anfängliche Spiel auf den “leeren Saiten” – also ohne das Greifen der Finger – kann schon viel Freude bereiten und selbst so kleine technische Fingerübungen machen mal Spaß! Geduld brauchen bestimmt auch manchmal die anderen Familienmitglieder bzw. das Umfeld: das Üben auf der Violine klingt nicht immer schön oder schon perfekt, aber ein Lob für den kleinen oder großen Spieler gibt neue Motivation und tut gut!

ein gutes Gehör und Körpergefühl: um verschiedene Töne auf der Violine spielen zu können, muss der Spieler seine Finger auf die Saiten setzen, es gibt keine Tasten wie am Klavier und der richtige Ton erklingt. Es muss also trainiert werden und gehört werden, an welcher exakten Stelle der Finger aufzusetzen ist. Auch das ist lern- und trainierbar, ein gutes Gehör ist aber trotzdem wichtig bzw. erleichtert das Vorankommen auf dem Instrument. Ein gutes Körpergefühl hilft dabei die technischen Schwierigkeiten und die Koordination des Spiels zu meistern. Beim Spiel (bzw. Erlernen) der Violine wird vor allem auch die Feinmotorik und die Links-Rechts-Koordination wunderbar gefördert!

Als ich mit der Violine begann, war ich acht Jahre alt. Davor hatte ich – ein Weg, den viele so gehen – zunächst Blockflöte gelernt und war dann direkt zur Geige übergegangen. Je nach Entwicklungsstand kann man das Instrument schon gut ab sechs Jahren lernen. Ob man beginnen kann und geeignet ist, das kann ein Instrumentallehrer z. B. in einer ersten Schnupperstunde feststellen. Das sind ja Profis und Pädagogen: ihrer Meinung und Einschätzung könnt ihr als Eltern in der Regel vertrauen.

Eine spezielle Methode, die sogenannte Suzuki-Methode, bietet Unterricht an der Violine auch schon für Kinder ab drei Jahren an. Diesen Unterricht nimmt auch Emma-Anais aus der la-le-luna-Familienband und ihr könnt im Beitrag Die Violine Teil 2  genau erfahren, was es damit auf sich hat!

Violine lernen das kann man übrigens auch noch im Erwachsenenalter. Vielleicht macht man dann keine so großen und schnellen Fortschritte, aber darauf kommt es auch nicht an! Vielmehr trainiert man auch als Erwachsener sein Gehirn, seinen Körper und sein Herz. Und wie schön wäre es mit seinem Kind gemeinsam zu musizieren?

la-le-luna-Familienband
Wie finden wir einen geeigneten Lehrer, um die Violine zu lernen?

In fast jeder Stadt gibt es öffentliche und/oder private Musikschulen. Sie bieten meistens auch Unterricht auf der Violine an – in Einzel- oder Gruppenunterricht. Die studierten Pädagogen unterrichten nach unterschiedlichen Methoden und sind hoch qualifiziert! Auch ich habe von meinem achten bis zu meinem 20. Lebensjahr an der Musikschule Unterricht genommen: bei einer außergewöhnlichen, sehr motivierten und ganz besonderen Lehrerin. Sie hat mir nicht nur das Spielen und Musizieren gezeigt, sondern sie war mir auch ein Vorbild für meine Berufswahl als Musikpädagogin und ihr Unterrichts-Stil und die großartigen Konzertprojekte, die sie initiierte, prägen mich bis heute. Hier hat einfach “die Chemie” gestimmt und wir sind bis heute freundschaftlich verbunden. Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt, wenn man Freude und Erfolg am Instrument haben möchte: Lehrer und Schüler müssen sich einfach vertrauen und sympathisch sein. Das kann natürlich auch ein Privatlehrer, den man über eine Empfehlung oder über einen Aushang/eine Anzeige finden kann. Musikschulen und Privatlehrer bieten meistens zunächst eine oder mehrere Schnupperstunden an. Über das Suchen und Finden eines Instrumentallehrers könnt ihr euch auch im Beitrag Die lebendige Welt der Musikinstrumente informieren.

Was kostet eine Violine/ Geige und woher bekommen wir sie?

Dass es nicht gleich eine Stradivari sein muss, wisst ihr ja schon. Zwar gibt es nach oben hin keine Grenzen, aber vor allem als Anfänger gibt es gute und preiswerte Möglichkeiten. Da Kinder je nach Körpergröße unterschiedliche Größen der Violine benötigen, würde ich euch den Weg empfehlen, den ich auch gegangen bin: das Instrument zunächst einfach leihen! Das kann man meistens für eine geringe Gebühr über die Musikschule oder über den Musikalien-Fachhandel bzw. Geigenbauer. Violinen gibt es als 1/16, 1/8, 1/4, 1/2, 3/4 und “ganze” Größe. Der Lehrer wird euch beraten können, welche Größe euer Kind benötigt und dann wird das Instrument je nach Wachstum ausgewechselt. Und erst dann, wenn eine “ganze” Violine erreicht ist und das Kind auch wirklich beim Instrument dabei bleiben möchte, lohnt sich meiner Meinung nach ein Kauf. Hier gibt es mittlerweile günstige “Manufakturgeigen” – aber natürlich würde mein Herz viel mehr für eine Violine vom Profi-Geigenbauer schlagen, die dort ab ca. 1.000 Euro aufwärts zu haben sind. Man kann die Geigen in der Werkstatt ausprobieren und manchmal auch leihweise eine Weile testen und spielen. Auch hier berät und begleitet einen der Lehrer sicherlich gerne. Violinen verlieren übrigens im Alter nicht an Wert, sondern im Gegenteil: meistens steigert sich der Wert des Instruments sogar. Und weitervererbt werden kann eine Violine natürlich immer, sie bleibt bei guter Pflege ewig erhalten und spielbar.

Violine - la-luna-Familienmusik
Alles Klassik oder… Was kann man auf der Violine alles spielen?

Aus dem Musikunterricht als Musiklehrerin an der Mittelschule weiß ich, dass die Violine oft ein “verstaubtes” Image hat. “Da kann man ja nur Klassik drauf spielen..” meinten meine Schüler. Sie staunten dann aber nicht schlecht, wenn ich ihnen zeigte, dass auch auf diesem Instrument sogar HipHop, Jazz, Pop und mehr gespielt werden kann. Spätestens seit David Garret weiß jeder: Violine und “Crossover” – das klingt gut! Begeisternd für Kinder und Jugendliche sind aber auch klassische Werke wie “Die vier Jahreszeiten” von Antonio Vivaldi und viele andere virtuose Stücke. Hört und seht sie mit euren Kindern in der Familie doch mal an, das motiviert sehr auch fürs eigene Musizieren! Was im Violin-Unterricht gespielt und zuhause auf dem Notenständer liegt, das kommt immer natürlich auf den Stand und das Können an. Meistens sind die Lehrer offen für Wünsche und Anregungen und sagen dann, was machbar ist. Ich habe übrigens einfach immer verschiedene Musikstile parallel gespielt: klassische Musik hat mir sehr viel Freude gemacht und ich habe hier am meisten gelernt. Mit dem Spielen von Folk, Klezzmer und Tango habe ich mich emotional in einer anderen Stilrichtung ausleben können. Und in einer Band und in einem Singer-Songwriter-Duo konnte ich mich zwischendurch mal so richtig “freispielen”.

Vor allem das gemeinsame Musizieren mit der Violine macht besonders viel Freude: Familienmusik 

Familienmusik auf der Violine - la-luna-Familienmusik
Die Playlist mit vielen Höreindrücken

Ich wünsche euch, dass ihr gemeinsam das bzw. die richtigen Instrumente für eure Familie findet. Vielleicht gibt es schon bald Geigenklänge bei euch zuhause? 

Eure

PS: noch ein Film-Tipp für euren Familien-Filmnachmittag oder -Abend: “Music of the heart” (mit Meryl Streep in der Hauptrolle) handelt von einer Geigenlehrerin, die in der Bronx in New York viele Kinder und ihre Eltern für das Instrument begeistern konnte und ihnen so mehr Lebensfreude und -Sinn ermöglichte. Nach einer wahren Begebenheit, absolut sehenswert!

Fotos: la-luna-Familienmusik /Kees Tillema

Das könnte dich auch interessieren: 

Die lebendige Welt der Instrumente 

Der Karneval der Tiere

Und was hörst du? Hör-Zeiten und Stillezeiten in der Familie 

Tags : FamilienkulturFamilienmusikinstrumenteklassische MusiklernenMusikmusizierenvideos

Hinterlasse eine Antwort

5 × zwei =